Der VfL Wolfsburg, einer der traditionsreichen Clubs der deutschen Bundesliga, steht erneut im Mittelpunkt einer hitzigen Kontroverse. Der Stürmer Kevin Behrens, der im Januar 2024 vom 1. FC Union Berlin zu den Wölfen wechselte, sorgte im September 2024 für einen Eklat, der weitreichende Konsequenzen nach sich zog. Nachdem er sich geweigert hatte, ein Regenbogen-Trikot zu unterschreiben, das für eine Wohltätigkeitsveranstaltung gedacht war, und dabei homophobe Äußerungen tätigte, wurde Behrens aus dem Kader des Vereins entfernt. Trotz einer öffentlichen Entschuldigung und interner Sanktionen hat der Verein nun überraschend entschieden, den 33-jährigen Spieler wieder für Spiele zu nominieren, was sowohl bei Fans als auch in der Öffentlichkeit für erhebliche Proteste gesorgt hat.

Der Vorfall ereignete sich Ende September 2024 während einer internen Signierstunde, die von der Marketingabteilung des VfL organisiert wurde. Spieler sollten Fanartikel, darunter ein spezielles Trikot mit Regenbogenfarben, unterschreiben, um ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen. Behrens lehnte dies jedoch mehrfach ab und soll laut Berichten der „Sport Bild“ den Satz „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht“ geäußert haben. Diese Worte lösten Entsetzen bei den anwesenden Mitarbeitern aus, die den Vorfall umgehend der sportlichen Leitung meldeten. Sportdirektor Sebastian Schindzielorz forderte eine Erklärung von Behrens, der beteuert haben soll, keine Abneigung gegen Homosexuelle zu hegen. Der Verein bestätigte den Vorfall und betonte, dass die Äußerungen nicht mit den Werten des Clubs übereinstimmen, die Vielfalt, Respekt und Offenheit fördern.

Die Reaktion des VfL war zunächst entschieden: Behrens wurde mit einer Geldstrafe belegt, und laut der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ erhielt er eine Abmahnung, die bei einem erneuten Vergehen eine Kündigung nach sich ziehen könnte. Der Vorfall wurde intern aufgearbeitet, und Behrens entschuldigte sich öffentlich: „Meine spontanen Äußerungen waren absolut nicht in Ordnung. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Trotz dieser Maßnahmen blieb der Stürmer sportlich eine Randfigur. In der laufenden Saison kam er lediglich zu drei Kurzeinsätzen und verbrachte die meiste Zeit auf der Bank. Sein Vertrag läuft bis Ende der Saison, und Trainer Ralph Hasenhüttl betonte, dass Behrens trotz der Kontroverse aufgrund seiner positiven Einstellung und seines Engagements im Training weiterhin ein wertvoller Teil des Kaders sei.

Die Entscheidung, Behrens wieder für Spiele zu nominieren, hat jedoch eine Welle der Empörung ausgelöst. Fans des VfL Wolfsburg machten ihrem Ärger Luft, etwa beim Heimspiel gegen Werder Bremen im Oktober 2024, als ein Banner mit der Aufschrift „Egal ob Daniela oder Kevin, Behrens halt’s Maul“ gezeigt wurde. Dieses richtete sich nicht nur gegen den Spieler, sondern auch gegen Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens, die unabhängig davon in die Kritik geraten war. Auch Fans des FC St. Pauli riefen im Oktober zu Protestaktionen gegen Behrens auf, was die Spannungen weiter verschärfte. Auf Plattformen wie X äußerten Nutzer unterschiedliche Meinungen: Einige unterstützten Behrens’ Weigerung als Ausdruck persönlicher Überzeugung, während andere seine Äußerungen als inakzeptabel verurteilten.

Der VfL Wolfsburg steht seit Jahren für Vielfalt und Toleranz, ein Engagement, das durch Initiativen wie die Regenbogen-Kapitänsbinde, eingeführt von Nilla Fischer im Jahr 2017, unterstrichen wird. Der Verein war der erste in Deutschland, der diese Binde für alle Kapitäne einführte, und veranstaltet regelmäßig Vielfaltsschulungen für Spieler und Mitarbeiter. Umso schwerer wiegt der Vorfall, da es nicht der erste dieser Art ist. 2018 weigerte sich Josip Brekalo, die Regenbogenbinde zu tragen, und 2023 sorgte Felix Nmecha mit transphoben Äußerungen für Schlagzeilen.
Die erneute Nominierung von Behrens wirft Fragen nach der Konsistenz der Vereinsphilosophie auf. Während einige argumentieren, dass der Spieler eine zweite Chance verdient habe, sehen andere darin ein falsches Signal in einer Zeit, in der gesellschaftliche Werte wie Inklusion immer mehr an Bedeutung gewinnen. Der VfL steht vor der Herausforderung, das Vertrauen seiner Fans und Partner, darunter Hauptsponsor Volkswagen, zurückzugewinnen, die Vielfalt als Kernwert des Unternehmens betonen. Für Behrens selbst könnte die Rückkehr auf den Platz eine Gelegenheit sein, sich durch Leistung zu rehabilitieren, doch die Proteste deuten darauf hin, dass sein Weg zurück in die Akzeptanz steinig sein wird. Die Bundesliga und ihre Fans beobachten genau, wie der Verein mit dieser Krise umgeht und ob die Werte von Vielfalt und Toleranz in Wolfsburg tatsächlich gelebt werden.