Die Formel 1 ist ein Sport, in dem die Emotionen hochkochen und die Spannungen niemals weit entfernt sind. Doch selten hat ein Team seinen eigenen Fahrer so öffentlich ins Visier genommen wie Red Bull Racing es kürzlich mit Yuki Tsunoda getan hat. Nach einer Reihe enttäuschender Leistungen des Japaners in der Saison 2025 hat Teamchef Christian Horner nicht nur klare Worte gefunden, sondern auch eine unmissverständliche Frist gesetzt. „Yuki muss liefern, oder er ist weg“, soll Horner nach dem Großen Preis von Spanien gesagt haben, einem Rennen, das für Tsunoda erneut in einer Blamage endete. Diese öffentliche Kritik und die drohende Deadline haben die Formel-1-Welt in Aufruhr versetzt und die Frage aufgeworfen: Kann Tsunoda den Druck überstehen, oder steht er vor dem Aus bei Red Bull?

Die Geschichte beginnt mit Tsunodas Aufstieg zu Red Bull Racing. Nach nur zwei Rennen in der Saison 2025 wurde Liam Lawson, der zunächst als Nachfolger von Sergio Perez eingesetzt wurde, aufgrund mangelnder Ergebnisse zurück zu Racing Bulls degradiert. Tsunoda, der vier Jahre lang für das Schwesterteam gefahren war, erhielt die Chance seines Lebens, an der Seite von Max Verstappen für das Hauptteam anzutreten. Die Erwartungen waren hoch, besonders da Tsunoda in Suzuka, seinem Heim-Grand-Prix, debütierte. Doch die Realität war ernüchternd. In sieben von neun Rennen konnte Tsunoda lediglich sieben Punkte sammeln, während Verstappen mit 101 Punkten die Fahrerwertung anführte. Besonders der Große Preis von Spanien, bei dem Tsunoda nach einem katastrophalen Qualifying aus der Boxengasse startete und punktlos blieb, brachte das Fass zum Überlaufen.
Horner, bekannt für seine direkte Art, machte nach dem Rennen in Barcelona keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. „Yuki hat das Potenzial, aber er muss es jetzt zeigen. Wir können nicht ewig warten“, erklärte er in einem Interview. Diese Worte waren ein Schlag ins Gesicht für den 24-Jährigen, der bereits unter dem enormen Druck steht, neben einem vierfachen Weltmeister wie Verstappen zu bestehen. Horner wies darauf hin, dass Tsunoda im Qualifying, insbesondere in Q3, regelmäßig eine Dreiviertelsekunde auf Verstappen verliert, was in der Formel 1 eine Ewigkeit ist. „Er fährt das Auto manchmal zu aggressiv“, sagte Horner, „und das kostet uns wertvolle Positionen.“ Die Kritik war nicht nur technisch, sondern auch persönlich: Horner stellte infrage, ob Tsunoda die mentale Stärke besitzt, um in der Spitzenmannschaft zu bestehen.

Die Schwierigkeiten des Japaners sind nicht allein auf sein Fahrkönnen zurückzuführen. Der Red Bull RB21, das Auto der Saison 2025, gilt als schwierig zu fahren, mit einem engen Arbeitsfenster, das nur Verstappen zu meistern scheint. Tsunoda selbst gab nach dem Qualifying in Miami zu, dass das Auto nicht so reagiert, wie er es erwartet, und wies auf Upgrades hin, die Verstappen bereits erhalten hat, während er noch darauf wartet. Diese Ungleichheit im Team sorgt für zusätzlichen Druck, da Tsunoda nicht nur gegen seine Rivalen, sondern auch gegen die Erwartungen seines Teams kämpft. Dennoch zeigte er in Rennen wie dem Miami-Sprint, wo er von P22 auf P6 vorfuhr, dass er das Potenzial für starke Leistungen hat, wenn die Umstände stimmen.
Die öffentliche Kritik an Tsunoda ist nicht neu im Red-Bull-Universum. Schon 2021, als Tsunoda für AlphaTauri fuhr, wurde er nach einem Qualifying-Fehler in Mexiko von Horner und Motorsportberater Helmut Marko scharf angegangen. „Wir wurden Tsunoda’d“, hatte Horner damals gesagt, ein Begriff, der den Frust des Teams widerspiegelte. Damals wie heute steht Tsunoda unter Beobachtung, und die Geduld des Teams scheint zu schwinden. Horner hat angedeutet, dass Tsunoda nur wenige Rennen bleiben, um sich zu beweisen, da Nachwuchstalent Isack Hadjar bei Racing Bulls bereits beeindruckende Leistungen zeigt. Mit 14 Punkten in zwei Rennen hat Hadjar Tsunoda in den Schatten gestellt, was die Spekulationen über einen weiteren Fahrertausch nährt.
Die Situation wird durch interne Turbulenzen bei Red Bull verschärft. Gerüchte über Horners eigene Position und der Weggang von Schlüsselfiguren wie Adrian Newey und Jonathan Wheatley haben das Team destabilisiert. Tsunoda steht somit nicht nur vor der Herausforderung, ein schwieriges Auto zu bändigen, sondern auch vor einem Team, das unter Druck steht, seine Dominanz in der Konstrukteurswertung zurückzugewinnen. Für den Japaner, der von seinem Traum sprach, Weltmeister zu werden und in die Geschichte einzugehen, ist die Zeit knapp. Wird er Horners Ultimatum überstehen und seine Kritiker zum Schweigen bringen? Oder wird er das nächste Opfer in Red Bulls unbarmherzigem Streben nach Perfektion? Die Formel-1-Welt hält den Atem an, während Tsunoda um sein Überleben kämpft.